Ihr habt sicher schon einmal gehört, das bei Märchen eine Unterscheidung gemacht wird zwischen Volksmärchen und sogenannten Kunstmärchen bzw. Modernen Märchen.
Da ich des Öfteren gefragt werde, worin denn nun dieser Unterschied besteht, werde ich hier einmal einen Einblick geben.
Aber Achtung - es enthält einen Menge Theorie!
Volksmärchen werden schon seit Jahrhunderten von Generation zu Generation erzählt und mündlich weitergetragen, so lange, bis keiner mehr den Ursprünglichen Verfasser kennt. Dadurch gibt es diverse Variationen von einem Märchen. Als Beispiel sei hier mal Aschenbuttel genannt. Es gibt etwa 400 verschiedene Varianten dieses Märchens all überall auf der Welt. Bei den Unterschieden gibt es zum Teil nur leichte, zum Teil aber auch erhebliche Unterscheide und das nicht nur beim Namen. Märchen haben eine einfache Struktur und sind leicht verständlich. Es geht immer um Gut und Böse, wobei das Gute immer siegt, nachdem diverse große und kleine Prüfungen überstanden werden müssen. Die Geschichten sind immer frei erfunden. Es gibt auch keine genauen Ortsangen, aus denen man schließen kann, wo exakt diese Märchenfiguren gelebt haben mögen.
Bei Kunstmärchen oder modernen Märchen ist es anders. Sie sind eine Unterform der Märchen. Sie sind erdacht und die ursprünglichen Verfasser*innen sind bekannt. Die "Zutaten" aus denen eine Märchenerzählung besteht, werden auch hier verwendet und erweitert, wodurch diese Märchen sehr umfangreich werden. Die Handlung eines Kunstmärchens ist oft in eine Haupt und mehrere Nebenhandlungen unterteilt. Die Hauptfigur verfolgt ein bestimmtes Ziel und macht dabei eine Entwicklung durch, wobei sie dem Leser eine Moral aufzeigen will. Von Anfang an sind diese Kunstmärchen schriftlich festgehalten und werden auf diese Weise verbreitet. Meist spiegeln sich die Ideen der Schriftstellers*innen und dessen individuelle Weltanschauung im Inhalt der Geschichte wieder. Bei den Hauptfiguren treten oft Konflikte zwischen Träumen und Sehnsüchten und der Realität auf. Diese erzählende Literatur wird Epik genannt.
In der Literatur unterscheiden sich drei große Gattungen, die Dramatik, die Lyrik und die Epik. Letzteres wird auch erzählende Literatur genannt. Sie kann sowohl in Versform, also in Gedichten, als auch in Prosa geschrieben werden. Eine Form der Prosa ist die Kurzprosa. Zu den epischen Kurzformen gehören Fabeln, Kurzgeschichten, Anekdoten, Legenden, Novellen und Märchen.
wie im Volksmärchen, werden bestimmten Symbolen und Gegenständen besondere Bedeutungen zugeordnet, z.B. die Rose steht für Liebe, das Kreuz als Zeichen für Kirche, eine weiße Taube für Frieden.
Bei Metaphern, wird ein Begriff mit einer anderen Bedeutung belegt und man kann sich bildlich vorstellen, was gemeint ist. Als Beispiel aus "der Schneekönigin" : "die weißen Bienen schwärmen", bedeutet umherwirbelnde Schneeflocken. Man hat auch sofort eine Vorstellung von einem "Wüstenschiff" (Kamel), einer "Mimose"(empfindliche Person) oder auch: die "Liebe lodert wie ein Feuer", ebenso werden gerne Tiernamen genommen, um den Charakter eines Menschen erklären( Kuh, Ziege, Ochse etc.). Als letzteres Unterscheidungsmerkmal ist die Personalisierung von Gegenständen oder Tieren, indem ihnen menschliche Regungen und Gefühle zugeteilt werden. Auch kann man im Kunstmärchen sogar Satire oder Ironie finden, s.h. "des Kaisers neue Kleider"
Volksmärchen
Kunstmärchen
Kunstmärchen gibt es schon sehr lange. Die ältesten finden sich in der Antike. In jeder Epoche gab es Schriftsteller, die nachweislich Märchen erdacht und aufgeschrieben haben. Im Gegensatz zu den Brüdern Grimm, die die erzählten Märchen sammelten und aufschrieben, stammen die Kunstmärchen von Schriftsteller*innen, die es selbst aufgeschrieben haben. In der Romantik erschufen einige große Dichter mindestens ein Kunstmärchen, wie z.B. E.T.A. Hoffmann (Besonders bekannt sind seine Märchen „Der goldene Topf“ (1814) und „Nussknacker und Mausekönig“ (1816) sowie der Roman „Die Elixiere des Teufels“ (1815)), oder Johann Ludwig Tieck (die Märchen „Der gestiefelte Kater“ (1797), „Ritter Blaubart“ (1797) und „Der blonde Eckbert“ (1797).) Einer der bekanntesten Schriftsteller dieser Zeit ist Hans Christian Anderson. Er erschuf seine Geschichten zwar nach dem Vorbild der Märchen, doch im Gegensatz dazu gingen sie nicht immer nur gut aus ("Die kleine Meerjungfrau" (1837), aber ohne glücklichem Ende; "Des Kaisers neue Kleider" Sein längstes ist zweifellos die Schneekönigin (1844), allerdings geht es am Ende wieder gut aus.
Auch "das kalte Herz" ist ein Kunstmärchen von Wilhelm Hauff (1827). In der jüngeren Vergangenheit gehört mit Abstand "Der kleine Prinz" von Antone de Saint-Exupe`ry (1943) zu den bekanntesten.
Doch auch Otfried Preussler mit "Krabat" und der "Kleinen Hexe" oder "Das kleine Gespenst" sind herrliche Kunstmärchen.
Wenn man genau hinschaut, so begegnen einem Märchen mit dem gleichem oder ähnlich lautenden Titel. Die Märchen sind nicht einfach nur überarbeitete Versionen, sondern sind von unterschiedlichen Schriftstellern geschrieben. Ein Beispiel ist das bekannte Märchen "Schneewittchen". Es existieren bis zu 53 Variationen, sowohl beim Namen als auch bei der Handlung. Da fällt mir spontan die Versionen von Bechstein, den Brüdern Grimm oder die von Walt Disney ein. Aber auch der Titel variiert, wie bei Allerlei Rau.
es sind weit mehr Varianten vorhanden, Dänemark, Frankreich, Italien, ja sogar im Orient kann man eine Variante finden. In der russischen Fassung ist sie mit einem feuerspeienden Totenschädel bewaffnet um an ihren Peinigern Rache zu üben. Wer Lust hat, dieses Thema noch mehr zu vertiefen, so habe ich hier einen link zu einer anderen Internetseite:
http://www.maerchenlexikon.de/at-lexikon/at709.htm
Von Julian Auringer stammt eine gebundene Ausgabe unter dem Titel:
Märchenmotive(märchenVarianten)